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      Apr 05, 2010
Christine Pavlic
„die Bank, das Garn und die Bohrmaschine …“


Die Holzlatten von öffentlichen Sitzmöbeln werden mit Löchern durchbohrt und traditionell mit Nadel und Garn bestickt. Dabei werden die lokalen und regionalen Kontexte der Alltagskultur aufgegriffen – in ihrer tradierten Paradoxie und Widersprüchlichkeit. So wird ‘heimische Häuslichkeit’ zwischen Kitsch, Wohlgefühl und Unerträglichkeit zum Thema gemacht, indem die Bänke schlicht zum Sitzen einladen… echte Gefühle für heimatliche Klischees.
an.schläge
das feministische magazin
Die an.schläge berichten nicht nur über so genannte „Frauenthemen“, sondern über das aktuelle politische, gesellschaftliche und kulturelle Geschehen aus feministischer Perspektive. Es geht dabei um das Herstellen einer feministischen Gegenöffentlichkeit, um Parteilichkeit statt Pseudoobjektivität und um das Sichtbarmachen weiblicher Wirklichkeiten und Erfahrungen in einer männlich dominierten (Medien-)Welt. Das Prinzip der kollektiven Redaktion ist hierbei genauso von Bedeutung wie die Offenheit gegenüber vielfältigen feministischen Sichtweisen und Lebensweisen von Frauen. Abos, Spenden und Inserate sind unsere wichtigsten unabhängigen Einnahmequellen. Die an.schläge sind als feministisches Monatsmagazin ein einzigartiges Projekt in der deutschsprachigen Zeitungslandschaft.
Ya Basta
- Zapatismus, Ya Basta und die Tute Bianches -
							
							Ya Basta ist nicht gleich Tute Bianches. Tute Bianches ist 
hauptsächlich 
							eine Aktionsform und ein Selbstverständnis. In ihr erkennen 
							sich verschiedene Menschen, Gruppierungen und politische 
Strömungen; 
							und prägen somit die Gestaltung der Form. 
							
							Ya Basta ist ein Netzwerk von Gruppen, die sich mit dem Aufstand 
							der Zapatistas in mehreren Städten Italiens gebildet haben 
							und eine der politischen Strömungen die zur Kristallisierung 
							der Tute Bianches beigetragen haben: "Die Zapatistas haben 
							einen wichtigen Beitrag geleistet, mit ihren Ideen Politik zu 
machen, 
							ohne um die Macht zu kämpfen. Wir versuchen diese Botschaft 
							zu übersetzen und unsere eigene Ausdrucksform zu finden." 
							
							Inspiriert wurden die AktivistInnen, als sie selbst bis in den 
chiapanekischen 
							Dschungel Südmexikos anläßlich eines interkontinentalen 
							Encuentros gereist sind. "Am Anfang haben wir vorhergehende 
							Formen der Direkten Aktion diskutiert, der Sabotage, der 
revolutionären 
							Gewalt usw. Wir haben daraus geschlossen, dass unter den 
aktuellen 
							Bedingungen der Zivilgesellschaft, der Gebrauch unserer Körper 
							als Waffe die Kräfte derjenigen Menschen freisetzen könnte, 
							die zu den alten Formen und Schemen nicht geantwortet haben. Es 
							ist eine kreative Form die andere Seite in ein Problem mit 
einzubeziehen. 
							Mit gewaltfreien Mittel der Direkten Aktion, bleibt die Sprache 
							der Gewalt auf die Seite der Polizei und des Staates. Klassische 
							Demonstrationen beeindrucken sie nicht mehr, jetzt sind wir als 
							BürgerInnen ungehorsam, sie schlagen zurück, aber wir 
							verteidigen uns. Das zieht die Aufmerksamkeit der Menschen und 
gibt 
							unserem Protest Echo". 
							
							Diese konfrontative Haltung macht Sinn: das tiefverwurzelte 
(Selbst)bild 
							des Staates als Institution, die die Interessen aller vereint, 
ist 
							im neoliberalen Zeitalter stark am bröckeln, in Italien auf 
							jeden Fall früher als in der BRD. 
							
							Ein offen in Erscheinung tretender Interessengegensatz zwischen 
							legitimen Bedürfnissen von BürgerInnen und staatlichen 
							Maßnahmen sind eine gute Voraussetzung für emanzipative 
							Prozesse, weg von der Forderung an den Staat, sozial abfedernd zu
 
							agieren oder ökonomisch steuernd zu intervenieren mit dem 
Anspruch, 
							einen Wohlstand für alle zu sichern. "Unser Beitrag ist 
							eine radikale Form der Konfrontation, die über die klassischen 
							Formen der Demonstration hinaus geht und die Möglichkeit einer 
							Massenbeteiligung mit sichereren Methoden ermöglicht. Junge 
							Leute sehen, daß der Einsatz ihres vor der Polizei geschützten 
							Körpers klare Wirkungen hat. Die Bewegung wächst. Wir 
							sind nicht eine politische Gruppe, es handelt sich um eine 
horizontale 
							Bewegung, in der jede Person auf ihre besondere Weise zur Debatte
 
							und Organisation beiträgt. Alles ist untereinander verstrickt, 
							es gibt Leute allen Alters. Alte Modelle von Avantgarden und 
Anführer 
							sind vorbei." 
							
							In einem Flugblatt schreiben sie: "Wir haben uns eine neue 
							Herausforderung gesetzt: aus dem Boden zu sprießen, um uns 
							auf diese Weise in den Aufbau der Gesellschaft einzubringen, um 
							die Selbstverwaltung und Selbstorganisation zu fördern, die 
							in den letzten Jahren aufgebaut wurde. Wir wollen uns vom 
Widerstand 
							in eine Offensive bewegen, hin in die Arena der Träume, der 
							Rechte, der Freiheit, für die Eroberung der Zukunft, die heute 
							den neuen Generationen verweigert wird". 
							
							Wie die Zapatistas erkennt Ya Basta, dass die Befreiungsprozesse 
							notwendigerweise kontinuierlich in Frage gestellt und neu 
definiert 
							werden müssen . "Wir gehen mit Fragen auf unseren Lippen", 
							sagen sie, " nicht mit Befreiungsstrategien, die als absolute 
							Wahrheit festgelegt werden. Diese Tabus, die die Bewegungen der 
							Vergangenheit charakterisiert haben, müssen hinter uns gelassen 
							werden". 
							
							 - Die Rolle der Kommunikation: Die Unsichtbaren sichtbar 
machen 
							-
							
							Die weißen Overalls werden als Symbol der Unsichtbarkeit 
getragen, 
							als Idee der 'nicht-Identität' (siehe 'sans papiers'). Die 
							Aktionsform hat eine stark symbolische Wirkung und kommunikative 
							Stärke. Für sie entspricht der Aufbau einer Gesellschaft 
							der Praxis einer sicheren Identität, aber mit offenen 
Beziehungen. 
							Sie versuchen viele anzusprechen und in den Konflikt mit 
einzubeziehen, 
							dazu wollen sie "Kommunikationsräume erobern". Organisation 
							und 'Centri Soziale' Organisisiert sind die AktivistInnen zum 
größten 
							Teil in ihren 'sozialen Zentren', besetzte und selbstverwaltete 
							Häuser oder Gelände, die in vielen Städten zu finden 
							sind. 
							
							Wie schon erwähnt, findet mensch hier Leute, die sich zu Ya 
							Basta zählen oder nur zum sozialen Zentrum oder beides. Auf 
							der Straße sind aber alle unter 'Tute Bianches' zu finden. 
							
							Der wohl größte und beeindruckendste Centro Soziale ist 
							der Leoncavallo in Mailand, der eine lange Widerstandsgeschichte 
							hat. Das Gelände ist enorm: mehrere Räume, Cafés, 
							Bühnen, eine Kantine, ein Buchladen, Büro- und Plenumsräume, 
							ein Konzertraum in dem Konzerte für 5000 Leute veranstaltet 
							werden können und noch viel mehr. Alles selbstverwaltet.
							
							Auffällig ist, das mensch nicht nur junge Leute sieht, sondern 
							alle Generationen. Eine Kontinuität in der Widerstandsgeschichte 
							ist spürbar. Eine ältere Frau, die hier als 'la madre' 
							vorgestellt wird, erzählt Geschichten: unter anderem, wie sie 
							in Argentinien war und die 'madres de la plaza de mayo 'getroffen
 
							hat. Sie sagt, daß über 1000 Gerichtsverfahren gegen 
							ca. 200 Leute aus dem Centro Soziale am laufen sind, dass sich 
aber 
							alle kollektiv den Ermittlungen entgegenstellen. "Wir machen 
							weiter", sagt sie mit einem strahlenden Lächeln, während 
							sie die Kippenfilter von einer Veranstaltung wegfegt. Sie scheint
 
							jede und jeden im Haus zu kennen.
							
							Die Centri Soziale sind alle untereinander vernetzt und 
mobilisieren 
							oft gemeinsam, wie z.B. nach Prag. In jedem Centro Soziale 
bestehen 
							kleine Bezugsgruppen, die bestimmte Rollen in der Aktion der Tute
 
							Biaches üben und sich Gedanken zur Schutzkleidung machen. 
aus: http://www.sterneck.net/politik/tute-bianche-widerstand/index.php, 05.04.2010
Siehe auch: Eintrag "Tute Bianche" auf diesem Blog.
Tute Bianche
DIE TUTE BIANCHES, ZAPATISMUS 
							UND WIDERSTANDSKULTUR IN ITALIEN
							
							Spätestens seit den Protesten in Prag anläßlich 
							des IWF/Weltbankgipfels 2000 sind die Bilder der Tute Bianches, 
							der weiß gekleideten und gepolsterten AktivistInnen aus Italien, 
							wie ein Mythos um die ganze Welt gegangen. Hinter der Aktionsform
 
							verbirgt sich eine Suche nach einem Befreiungsprozess aus den 
Zwängen 
							der kapitalistischen Welt. "Wir sind eine Armee von Träumern, 
							deshalb sind wir unbesiegbar" schreiben die AktivistInnen auf 
							ihren Transparenten und Broschüren.
							
							Nach Prag sind fast 900 AktivistInnen aus Italien mit einem Zug, 
							dem Global Express, gekommen. Davon haben sich ca. 100 aktiv an 
							der Aktion der Tute Bianches beteiligt. Hinter ihnen, eine grosse
 
							Menschenmenge zur Unterstützung, neben ihnen die Medien der 
							ganzen Welt und vor ihnen die Robocops des Staates mit Panzern, 
							Wasserwerfern, Schlagstöcken und Pfefferspray. Die sogenannte 
							Demokratie des IWFs und der Weltbank hinter Panzer und Gitter. 
							
							 
- Der Körper als Waffe des Zivilen Ungehorsams -
							
							"Wenn die Welt zu verkaufen ist, ist rebellieren 
selbstverständlich" 
							Die Tute Bianches sind gut ausgerüstet und benutzen dazu 
hauptsächlich 
							billige Materialien und ihre Kreativität: Matratzen, alte Reifen,
 
							Baustellenhelme, Rettungsjacken, Armpolster aus Isomatten und 
Isolierband, 
							Gasmasken, aber auch Luftballons, Wasserpistolen oder 
selbstgemachte 
							Schutzschilder kann mensch in ihrem Repertoire finden. Wieso ? 
"Gegen 
							eine Welt in der das Geld alles regiert, bleiben uns nur noch 
unsere 
							Körper, um gegen die Ungerechtigkeit zu rebellieren", 
							meint Don Vitaliano, ein Pfarrer, der auch unter den Tute 
Bianches 
							zu finden ist. " Wir sind nicht bewaffnet, wir agieren als 
							Menschen und setzen unsere Person ins Spiel. Wir fürchten uns 
							vor der Polizeigewalt, deshalb schützen wir uns." 
							
							Diese Aktionsform begann vor knapp einem Jahr in Italien und 
überraschte 
							alle durch ihren Erfolg. Im Januar 2000 gab es bundesweite 
Mobilisierungen 
							gegen Abschiebeknäste in Italien. Mehrere zehntausend Menschen 
							sind dafür auf die Straße gegangen. 
							
							Die Demonstration gegen den Abschiebeknast Via Corelli war ein 
besonderer 
							Erfolg. Die Tute Bianches hatten ihre Entschlossenheit 
angekündigt 
							in den Abschiebeknast einzudringen und zu schliessen. Die mehrere
 
							Tausend Tute Bianches marschierten vorne und mussten stundenlang 
							Auseinandersetzungen mit der Polizei aushalten, bevor diese dann 
							aufgeben musste und die Leute ins Lager eindringen konnten. 
Abends 
							kündigte der Innenminister die Schliessung von Via Corelli 
							an. Die aufgeblasenen Reifen dienen dazu die Schlagstöcke der 
							Robocops rückprallen zu lassen. "Über 150 Tränengaspatronen 
							haben wir bei dieser Aktion gezählt" grinst ein junger 
							Aktivist. Die rauchenden Tränengaspatronen werden in Kisten 
							oder unter Eimer geworfen, um sie zu neutralisieren. Es erinnert 
							an eine Beschreibung Ghandis des zivilen Ungehorsams: 'Feuer mit 
							Wasser löschen'. 
							
							Seitdem sind Tute Bianches auf vielen Mobilisierungen zu sehen: 
							Antifaschistische Demos, Mobilisierungen gegen den OECD Gipfel in
 
							Bologna oder gegen die Eröffnung der Gentechweltausstellung 
							in Genua bei der sie bis zum Eingang eingedrungen sind und die 
Ausstellung 
							zum Fiasko und nationalen Debatte gezwungen haben.
aus: http://www.sterneck.net/politik/tute-bianche-widerstand/index.php, 05.04.2010
Siehe auch: Beitrag "Ya Basta" auf diesem Blog.
indymedia.org
Seit dem Ende des kalten Krieges ist es zu einer nie dagewesenen Zusammenballung etablierter Medienmacht gekommen. Medienkonzerne verbreiten über unzählige Kanäle ihre vielfach durch politische u./o. wirtschaftliche Interessen gefärbten Informationen und konstruieren somit Kraft ihrer Definitionsmacht ein Bild der Realität, das teilweise in krassem Gegensatz zu einer von vielen Menschen ganz anders erlebten Wirklichkeit steht.
Dies erschwert weltweit die Arbeit verschiedenster AktivistInnengruppen, deren Einsatz für mehr Gerechtigkeit von den grossen Medien systematisch übersehen und deren Anliegen u. Aktivitäten gefiltert, verzerrt oder gar nicht dargestellt werden - solange es nicht 'ins Bild passt'.
Um solch massive 'Lücken', die jede komplexere Wahrheitsfindung verhindern, auszufüllen, begannen Menschen in den verschiedensten Teilen der Erde alternative Informationskanäle u. Verbreitungswege aufzubauen wie z.b. Untergrundmagazine, freie Radio- u. Fernsehsender, unabhängige Filmproduktionen etc.
Diese Ansätze zu vernetzen und dadurch auch in ihrer globalen Gegenpräsenz zu verstärken war dann einer der Hauptgedanken, die zur Entstehung von indymedia führten.
indymedia/IMC trat unter diesem Namen und den damit verbundenen Medienstrategien (wichtige Schwerpunkte: Internet / Open Posting ) im November '99 in Seattle anlässlich der Proteste gegen die WTO und globalen Kapitalismus an die Weltöffentlichkeit, indem die IMC-Seite während dieser Zeit eine minutiöse Berichterstattung von AktivistInnen über das Geschehen vor Ort lieferte.
Das Internet bot hier die Möglichkeit, unabhängig vom einzelnen Individuum einen massiven Informationsfluss zu koordinieren, eine Diskussionsplattform zu bieten und somit in Kooperation mit anderen Medienkanälen grösstmögliche Öffentlichkeit zu schaffen.
Seitdem entstanden v.a im Zusammenhang mit politischen Grossveranstaltungen weltweit immer mehr neue indymedia-Zentren, die sowohl regional als auch international alternatives Nachrichtenmaterial veröffentlichen.
aus: http://de.indymedia.org/static/ms.shtml, 05.04.2010
Avaaz.org
Avaaz ist eine neue globale Internetbewegung, die mit demokratischen Mitteln für eine gerechtere Welt kämpft.
Weltweit wünschen sich Menschen an sich grundsätzliche Verbesserungen: den Schutz der Umwelt, die Achtung von Menschenrechten und die Bekämpfung von Armut, Korruption und Krieg. Gleichsam bedeutet Globalisierung ein enormes demokratisches Defizit, da Entscheide auf internationaler Ebene von wenigen politischen Eliten und unverantwortlichen Unternehmen getroffen werden und zumeist nicht den Meinungen und Wertvorstellung der Weltbevölkerung entsprechen.
Dem technologischen Fortschritt durch das Internet ist es zu verdanken, dass sich Menschen weltweit einfach und schnell vernetzen können. Eine neue Form der Internetbasierenden Mobilisierung gibt Bürgern eine Stimme und verändert die politische Landschaft in Australien, den Philippinen und in den Vereinigten Staaten von Amerika. Avaaz nutzt diese neue Form grenzüberschreitender Kommunikation, um Millionen Menschen rund um den Globus eine Stimme zu verleihen, um dadurch Entscheidungsprozesse auf internationaler Ebene zu beeinflussen.
Auf diesem Weg wurde Avaaz schnell eine breitgefächerte Gemeinschaft von Menschen unterschiedlichster Nationen, Kulturen, Herkunft und Altersgruppen.
Der Kern der Funktionsweise ist die in 13 Sprachen verfügbare Email-Liste. Nachdem man sich in die Liste eingeschrieben hat, erhält man automatisch Benachrichtigungen über aktuelle weltpolitische Ereignisse und die Möglichkeit konkret etwas zu verändern. Dadurch ist es dem Avaaz-Netzwerk in kürzester Zeit möglich, durch Unterschriftensammlungen oder über Botschaften an politische Entscheidungsträger Druck zu erzeugen, um den Standpunkt einer Vielzahl von Menschen deutlich zu machen. In wenigen Stunden werden Tausende von Nachrichten an politische Entscheidungsträger gesendet, um sie beispielsweise aufzufordern wichtige Klimaverhandlungen zu retten. Unterschriftensammlungen erlaubten es in kürzester Zeit starke Solidaritätsbotschaften zu senden und Spendenaktionen unterstützen diverse Gruppen mit mehreren Hunderttausend Euros, Dollars und Yen.
http://www.avaaz.org
Empire
Die neue Weltordnung, Autoren: Michael Hardt, Antonio Negri

"Empire" ist eine politische Diagnose des postmodernen Kapitalismus im Zeitalter der Globalisierung. Die Phase des Imperialismus ist zu Ende, abgelöst wurde er vom "Empire", einem Weltreich ohne Zentrum und mit umfassendem Herrschaftsanspruch, das in seinem rastlosen Drang nach Ausdehnung jeden nationalstaatlichen Rahmen sprengt. Zugleich ist es ein Reich vollendeter Totalität, in dem es keinen moralischen oder kritischen Standpunkt von "außen" mehr gibt. Es verfügt über eine biopolitische Maschinerie, die jeden Einzelnen kontrolliert. In den Arbeitsformen der "New Economy", wo intellektuelles Wissen und die Hoffnung auf eine bessere Welt zusammenfließen können, verorten die Autoren ein neues "Proletariat". In ihrer Analyse entwickeln sie den Gedanken der Vielheit der Menschen, die nach Wegen zu einer neuen Gesellschaft sucht.
Wagenplatz
Ein Wagenplatz ist eine Wohnsiedlung aus mobilen Fahrzeugen, meist Bauwagen.
Wagenplätze entstanden beispielsweise nach dem zweiten Weltkrieg, als Flüchtlinge keine andere Unterkunft hatten. Aus dieser Zeit stammen auch Gesetze, die später das Wohnen in Bauwagen (mit Ausnahmen) untersagen.
Die heutigen Wagenplätze sind, ähnlich wie viele besetzte Haäuser Orte alternativer Kultur. Diese Wagendörfer entwickelten sich Mitte der 1980er Jahre aus der Hausbesetzerszene. Oft werden Wagendörfer von den Grundbesitzern und Behörden nur geduldet und sind ständig in Gefahr, geräumt zu werden. Bewohner betrachten das Leben in Wagendörfern als einen „Ausstieg aus der konsumorientierten Gesellschaft“ und einen „Schritt hin zu selbstbestimmter Lebensweise“, aber auch als Möglichkeit mobilen Lebens. Man findet auf den Plätzen manche fantasievolle Eigenbauten.
Einige Wagenplätze befinden sich auf illegal besetzten Flächen, andere haben Mietverträge mit der jeweiligen Stadt, fast alle haben einen Strom-, Wasser- und Abwasseranschluss. Die Bewohner haben diese Wohnform selbst gewählt.
Gegner hinterfragen etwa die hygienischen Zustände auf Wagenplätzen oder den legalen Status und fordern Verbote und Räumungen. So wurde im Hamburger Konflikt um den Baumbule-Wagenplatz von der Stadt die Forderung erhoben, die Bauwagenbewohner sollten einzeln ihnen angebotene Wohnungen am Stadtrand beziehen, oder andernfalls außerhalb Hamburgs gemeinsam im ländlichen Gebiet leben.
Befürworter des Bauwagen-Lebensstiles verweisen auf die geringen Lebenshaltungskosten, die Möglichkeit zur Mobilität, das soziale Leben im Gegensatz zur Vereinzelung in der Single-Wohnung, und fordern Toleranz für selbstbestimmtes Wohnen und die Legalisierung ihrer Wohnform. Im Hamburger Konflikt forderten sie das Recht auf Teilhabe an der Stadt, die Respektierung ihrer Lebensform und die Abschaffung der Bauwagengesetzgebung.
Durch ihren sozialen und politischen Anspruch unterscheiden sich Wagenplätze von den ökonomisch begründeten Trailer-Parks.
Infoläden

WAS SIND INFOLÄDEN?
- Inhalte und Struktur -
Die Bandbreite der in Infoläden vertretenen Inhalte reicht von Flüchtlingspolitik und Antifaschismus über Feminismus und Gender bis hin zu Repression, Knast und Gefangene, soziale Kämpfe, linksradikale Politik im Allgemeinen, Globalisierung, sowie Internationalismus, Antinationalismus, Drogen, (Sub-) Kultur und vielem mehr (wobei die Reihenfolge nicht hierarchisch und abschließend gemeint ist).
Infoläden werden genutzt und getragen von Menschen mit unterschiedlichsten politischen Überzeugungen aus dem undogmatischen linksradikalen Spektrum. Hier wurden und werden Informationen zumeist in Form von Zeitschriften, Broschüren und Flugblättern aber auch Büchern, Videos und Ton- und Datenträgern gesammelt, diskutiert und verbreitet. Die Arbeit umfasst aber auch die Organisation und/oder Teilnahme von Aktionen, Veranstaltungen und Demonstrationen zu unterschiedlichen Themen und die Platzierung linker Inhalte und Debatten in derÖffentlichkeit.
- Geschichte -
In den 80er Jahren (im Osten ab Anfang der 90er) sind in immer mehr Städten in der BRD, aber auch international, Infoläden entstanden. Die Entstehung der Infoläden hängt unter anderem damit zusammen, dass der Austausch und die Diskussion von und über staats- und gesellschaftskritische Themen be- und verhindert wurde und wird. Somit sind Infoläden auch ein Versuch, entgegen der kapitalistischen Verwertungslogik, zu informieren, Machtverhältnisse zu thematisieren und diesen entgegenzutreten.
Ein weiterer entscheidender Punkt war und ist auch das immer weiter um sich greifende Wegfallen von selbstbestimmten, linksradikalen Orten und Plätzen, in den 80ern vor allem in Form der (ehemals) linken Buchläden. In den 90ern war dies eher das Wegfallen autonomer Zentren und besetzter Häuser, die meist auch ihren Teil in der linksradikalen Kommunikations- und Informationsstruktur inne hatten. Einen weiten Teil dieser Aufgaben haben Infoläden übernommen.
- Selbstverständnis -
Infoläden begreifen sich als Teil autonomer Organisierung. Sie streben eine Vernetzung mit Gruppen aus der eigenen Stadt und darüber hinaus an, organisieren sich aber auch auf regionaler und länderübergreifender Ebene mit anderen Läden. Zum einen werden so durch diese hierarchisch flach organisierten Strukturen Informationen erhalten, die vom herrschenden Diskurs unterdrückt werden. Zum anderen ist es dadurch möglich, Erfahrungen und Standpunkte auszutauschen und zu diskutieren, die wiederum für neue Konzepte und Ideen nutzbar gemacht werden sollen.
Vienna Bikekitchen
Die Fahrrad Selbsthilfe Werkstatt im 15.
Die Fahrradküche ist ein öffentlich zugänglicher Raum in der Goldschlagstraße 8, in 1150 Wien (Stadtplan), der eine Werkstatt, eine Küche und ein Wohnzimmer (einen Veranstaltungsbereich) beherbergt. Die juristische Basis ist ein Verein. In Theorie und Praxis jedoch sollten sich alle Mitwirkenden als Teil eines hierarchiefreien und offenen Kollektivs verstehen. Das Projekt verfolgt keine kommerziellen Interessen, aber wir müssen natürlich unsere anfallende Kosten (Miete, Werkzeug, Propaganda, Küche etc.) decken.
Wir sind ein Verein zur Förderung der Fahrradkultur in Wien und wollen einen sehr niederschwelligen, spassvollen, selbstbewussten und verantwortungsvollen Zugang zum Thema Fahrrad anbieten. In der Bikekitchen kann mensch Fahrräder reparieren und kaputt machen, zerlegen und daraus Choppers (Tallbikes, Longbikes, Einräder, Lastenräder, Anhänger, etc…) konstruieren. In der Bikekitchen haben wir eine Menge gebrauchte Ersatzteile und auch Räder, die mit eigenem Aufwand fahrtauglich gemacht werden können. Weiter kannst du Aufgußgetränke bereiten und Weinflaschen entkorken, ein Brot toasten oder gleich für alle kochen, um im Anschluss gemeinsam zur Demo zu fahren.
Wichtige weitere Schlagworte: Antikapitalistisch, Feministisch, Antisexistisch, Antirassistisch, Kollektiv, Plenum, Konsens, Criticalmass, Fuhrpark, (Raum)Gestaltung, DIY, Soli, Schablonen/Stencil, Dumpstern/Kontainern, Bar, Beisl, Cafe, Fachliteratur, Archiv, Fahrradfetischismus, Bike Art, Bike Fun, Bike Kill, Joustings, Bike Polo, Nachtfahrten, Demoperformance, Aktionen, Screen Printing, Workshops, Ausflüge, Karawanen, Filme u. Videos schaun und machen, Hörspielabende, Schrott sammeln, Lesekreis, Konzerte, Auflegerei, Experimente aller Art, …
Critical Mass

Critical Mass ist ein Treffen von FahrradfahrerInnen, die sich gelegentlich den Platz auf der Straße nehmen, der Ihnen im alltäglichen Verkehr durch jahrelange verfehlte Verkehrs- und Stadtplanung und rücksichtslose Autofahrer verweigert wird.
Die CRITICAL MASS sucht durch ihre Präsenz den friedlichen Dialog am Ort des Geschehens: auf der Straße. Wir sind viele FahrradfahrerInnen, die versuchen, gemeinsam so gut wie möglich vorwärts zu kommen. Wir halten die Verkehrsregeln ein. Jeder passt auf die anderen auf und hält die Gruppe zusammen. Um zusammenzubleiben bewegen wir uns langsam voran. Wir haben Musik dabei, die Lust auf Bewegung macht – geschmeidige, runde Bewegungen, die uns durch die Stadt rollen lassen.
ALLE die hier und jetzt teilnehmen, bilden eine KRITISCHE MASSE: RadfahrerInnen, die uneingeschränkt radfahren wollen. Menschen, die den dadurch gewonnen Raum lustvoll erleben und den sonst so hektischen Straßenverkehr friedvoller mitgestalten wollen.
Seit dem Beginn der Critical Mass Bewegung 1992 in San Francisco hat sich die CRITICAL MASS zu einer globalen Bewegung entwickelt, die noch immer das selbe Ziel wie damals verfolgt: Sie soll zu voller Akzeptanz der FahrradfahrerInnen im Straßenverkehr führen, genügend Raum und Achtsamkeit für sie erreichen und allgemein zu einem respektvolleren und bewussteren Umgang zwischen allen VerkehrsteilnehmerInnen beitragen.
Das Fahrrad stellt ein wichtiges Element der Mobilitätskette dar und verdient daher vollwertige verkehrspolitische Anerkennung und Förderung als nachhaltigstes, klügstes, gesündestes Nahverkehrsmittel.
BESSER MITEINANDER ALS GEGENEINANDER!
Das Handbuch der Kommunikationsguerilla

Das Handbuch der Kommunikationsguerilla beschreibt Prinzipien, Methoden, Techniken und Praxen, Gruppen und Aktionen, die in gesellschaftliche Kommunikationsprozesse eingreifen. Kommunikation beschränkt sich dabei nicht auf Massenmedien, sondern bezieht die alltäglichen Formen der face-to-face-Kommunikation mit ein. Das Buch entstand in der Absicht, linke politische Praxis und Theoriebildung zusammenzudenken und weiterzuentwickeln, anstatt sie gegeneinander auszuspielen. Ausgangspunkt war die Frage, wieso linke "Gegenöffentlichkeit" oft erfolglos bleibt bei dem Versuch, Positionen überhaupt Gehör zu verschaffen. Das Handbuch entwickelt erstens ein Konzept politischer Aktionsformen, das sich nicht auf Klartext und herkömmliche Formen der Militanz beschränkt. Vielmehr beschreibt es verblüffende, witzige und unvorhersehbare Mittel, die zwar für sich genommen schon lange Bestandteil linker Politikformen sind, aber bislang mehr als unwesentliches Beiwerk unterschätzt wurden. Das Handbuch enthält zweitens Beschreibungen von Personen und Gruppen, die mit Kommunikationsguerilla zu tun haben: von Dada über die Situationisten bis hin zum Büro für Ungewöhnliche Maßnahmen oder KPD/RZ. Frühere politische Bewegungen werden dabei nicht nur als gescheiterte Versuche verstanden, sondern ihre Geschichte steht als Anknüpfungspunkt für eine Weiterentwicklung linker Politikformen. Drittens liefert das Handbuch kurze Beschreibungen von Aktionen der Kommunikationsguerilla, die die vorgestellten Politikformen illustrieren und Anregungen für eigene Vorhaben zur Verfügung stellen. Das Handbuch der Kommunikationsguerilla ist viertens ein Nachschlagewerk und bietet einen Überblick über Namen, Adressen und Aktionen von Kommunikationsguerilleras.
Kommunikationsguerilla
Was ist Kommunikationsguerilla?
Die Kommunikationsguerilla ist eine etwas andere Form der Militanz. Kommunikationsguerilla ist eine politische Militanz, die einer radikalen Kritik der Gesellschaft den Weg weist, die hilft, sich der vielfältigen Vereinnahmungsstragtegien zu entziehen und immer wieder versucht, "Ordnung der Dinge", den Horizont der bestehenden Wirklichkeit zu überschreiten. Das "Konzept Kommunikationsguerilla" ist eng verknüpft mit einer Haltung, die sich einerseits der Logik traditioneller Politik mit ihren Konzepten von Aufklärung, Überzeugung und Wahrheit entzieht, aber andererseits auf eine aktive Kritik des Bestehenden nicht verzichtet. Kommunikationsguerilla meint keine Mediensabotage im Sinne der Unterbrechung eines Sendekanals. Sie untersucht die Struktur der politischen Kommunikationund interveniert mit dem Ziel der Delegitimierung von Herrschaft. Die Kommunikationsguerilla versucht Antworten auf Fragen zu finden, wie
- Wie ruiniert man die Redeveranstaltung eines Regierungspolitikers?
 - Welche Chancen des subtilen und wirksamen Eingreifens bieten die bürokratischenPapierberge der Administration?
 - Welche Möglichkeiten gibt es im Rahmen von Wahlen, bei repräsentativen Staatsereignissen oder gegen den ganz alltäglichen Rassismus?
 
aus: http://www.contrast.org/KG/, 05.04.2010
No Logo
Naomi Klein

In ihrer scharfsinnigen Studie offenbart Naomi Klein die Machenschaften 
multinationaler Konzerne hinter der Fassade bunter Logos. Der von ihr 
propagierte Ausweg aus dem Markendiktat ist eine Auflehnung gegen die 
Täuschung der Verbraucher, gegen menschenunwürdige Arbeitsbedingungen, 
Zerstörung der Natur und kulturellen Kahlschlag. Durch ihre 
Demystifizierung verlieren die großen, global agierenden Marken an Glanz
 und Macht - zum Wohle aller. Marlboro verkauft nicht Zigaretten, sondern
 Freiheit; Lewis verkauft nicht Klamotten, sondern einen 
unkonventionell-coolen Lebensstil; Nike verkauft Sportsgeist... Es 
existiert ein gewaltiger Unterschied zwischen dem Logo, dem Image einer 
Marke und dem Produkt selbst. Die großen Firmen nutzen dies aus. Sie 
nutzen die Suche der Menschen nach inneren Werten, um ihre Produkte zu 
verkaufen. Im Zeitalter des globalen Kapitalismus verkauft uns die 
Produktwerbung all das, was wir im täglichen Leben vermissen: 
Selbstverwirklichung, Freundschaft, Kommunikation, Freiheit, Sicherheit,
 Glücksgefühle und Spiritualität.
Die 29-jährige Journalistin Naomi 
Klein analysiert, was die viel beschworene Globalisierung den Menschen 
tatsächlich an Freiheit, Vielfalt und Wohlstand gebracht hat. Das 
Ergebnis ihrer Studie ist erschütternd. Denn während Großunternehmen die
 freie Wahl der Verbraucher propagieren, beherrschen sie mit ihren 
Marken die Medien, den öffentlichen Raum und machen selbst vor Schulen 
und Bildungseinrichtungen nicht Halt. Den finanziellen Aufwand, den sie 
erbringen müssen, um ihre Marken zu managen, sparen sie bei der 
Herstellung der Produkte ein. In Indonesien, China, Mexiko, Vietnam oder
 auf den Philippinen produzieren sie in Freihandelszonen, in 
ghettoähnlich abgeschirmten "sweatshops", frei von Steuern, 
Umweltauflagen und Sozialabgaben so billig, dass Gewinnspannen bis zu 
400 Prozent erzielt werden.
Naomi Kleins Buch bringt eine 
kulturkritische Auseinandersetzung in Gang. Ihre Kritik richtet sich 
nicht nur gegen die Irrwege multinationalen Marketings, sondern ebenso 
gegen unsere Gesellschaft, die es versäumt, relevante Fragen rechtzeitig
 aufzugreifen und das Feld den Marketingmanagern und Werbestrategen 
überlässt. Dieses Versagen bewirkte, dass Gleichheit, Toleranz und 
andere ethische Werte plötzlich von Marken wie Nike oder Calvin Klein 
besetzt werden konnten und die Diskussion über die Todesstrafe in den 
Vereinigten Staaten auf den Werbeplakaten von Benetton stattfand. Naomi
 Klein registriert aber auch eine gegenläufige Entwicklung. Im vierten 
Teil ihres Buches spürt sie beeindruckende Aktivitäten von Menschen auf,
 die es nicht länger hinnehmen, dass die Dritte Welt zur Steigerung des 
Komforts in der Ersten Welt missbraucht wird, dass Kinder unter 
katastrophalen Arbeitsbedingungen Computer bauen, die sie niemals in 
ihrem Leben werden besitzen oder auch nur bedienen können, und dass die 
Freiheit des Wortes in kommerzieller Kakophonie untergeht. Die Boykotte 
gegen Pepsi, Shell, McDonald's und andere zeigten, dass Konzerne sehr 
wohl verletzlich sind. Vor diesem Hintergrund ist Naomi Klein überzeugt:
 Je mehr Menschen das hässliche Gesicht hinter der glänzenden Maske des 
Logos entdecken, umso mächtiger wird die Welle des Widerstandes gegen 
multinationale Konzerne, die den Verbraucher täuschen und die 
Globalisierung der Arbeitsplätze zur Ausbeutung missbrauchen.
Rotzfreche Asphalt Kultur
Die Rotzfreche Asphalt Kultur (RAK) ist ein Zusammenschluss linker Straßenmusiker_innen, Kabarettist_innen und Theaterleute. Seit nunmehr 30 Jahren machen die RAKis in unterschiedlichen Besetzungen und Generationen die Straßen unsicher mit dem Versuch, etwas Chaos und Träume in die Köpfe zu streuen und den grauen Alltag umzukrempeln.

Die RAK bildete sich  1978 als  Dachverband verschiedener kultureller
 Gruppen auf dem “Bundeskongress der Bürgerinitiativen gegen Atomkraft”.
 
            Aber bald redete keiner mehr von Dachverband. Bald sagte man
 nur noch RAK und damit meinte man sich selber, alle anderen 
Straßenmusiker, Liedermacher, Theatergruppen, Jongleure und 
Clowngruppen. 
            Die RAK  war ein Zusammenschluss, so etwas wie ein 
Berufsverband ohne Beitragsgelder  und besteht auch heute noch als 
lockerer  Zusammenhang linker Straßenkünstler_innen. 
            Nicht alle waren bei der RAK dabei, aber alle die wollten, 
konnten mitmachen; die Organisation war schon immer sehr anarchisch. Es 
gab keine Hierarchie und keine Vorsitzenden (und wenn es einer versucht 
dann wird er meistens nicht ernst genommen). 
            Wichtiger ist uns die Solidarität und der Austausch.
            Wir sehen die Straße auch immer als Raum unsere Ideen, 
Kritiken und Träume in die Welt zu tragen und den grauen Alltag 
ordentlich auf den Kopf zu stellen. Musik allein hat zwar noch keine 
Gesellschafts"ordnung" umgeworfen,aber wir sehen unsere Kultur als ein 
Stück gelebte Utopie und glauben, dass sie unmittelbarer und direkter 
wirkt als verteilte Flugblätter.
            Trotz dem Straßenmusikverbot in vielen Städten, gingen wir 
immer wieder auf die Straße. Unvergessen bleiben jene Tage, in denen  
etwa 50 RAK-Musiker_innen Straßen und Plätze in Freiburg besetzten  und 
immer dort musizierten, wo die Polizei gerade nicht 
Strassenmusiker_innen verhaftete.
            Damals traf sich die RAK  regelmäßig in diversen Städten wie
 Wuppertal, Braunschweig, Freiburg oder Bremen. Die Treffen endeten 
immer mit einem gemeinsamen Galaabend, an dem jede der teilnehmenden 
Gruppen 20 Minuten lang auftrat. Das Programm  war meist sehr lang und 
zeigte oft  ein breites Spektrum der Straßenkunst: vom anstrengenden und
 mit viel Inbrunst vorgetragenem “ganz linken Lied” und Spontantheater 
über mehr unterhaltsamere akrobatische Nummern, folkmusikalische 
Darbietungen bis hin zu sehr stillen Musikperformances gab es alles, was
 auf die Straße passte.
Eine Diskussion, die immer wieder aufflammte: 
            Ist RAK jetzt nur “politische Lieder gegen was” spielen, 
oder gehört auch Straßenmusik in weitestem Sinne dazu, wie z.B.  
Akkordeonmusik, die einfach die Innenstädte belebt? Ist “einfach Musik 
machen” schon politisch genug? Wirkt man damit schon genügend gegen das 
Establishment ? 
            Aber Grundsatzdiskussionen zogen sich niemals zu lange hin: 
Wortführer wurden einfach gepackt und an den Beinen aus dem Fenster 
gehalten. Erwies sich das als zu schwierig, übte man sich im Ignorieren 
von Kritik. 
            Die RAK hat viele Bands inspiriert und beeinflusst und viele
 alte Bekannte waren (oder sind noch) Teil von ihr wie zum Beispiel: 
Milch und Blut, Quetschenpaua, Brundibar One Man Band oder Klaus der 
Geiger. Heute gibt es eine wachsende Zahl von „jüngeren“ Bands im Umfeld
  der RAK. Wie zum Beispiel:  Früchte des Zorns, Revolte Springen, Teds n
 Grog, Schall und Rauch, Geigerzähler und viele andere.
Mittlerweile können wir auf 30 Jahre Geschichte zurückblicken. Und die wenigsten von uns haben sie ganz miterlebt.
But the Future is unwritten and the Show must go on!

        
        
        