April
Sub-archives
Apr 11, 2010
Bernhard Willhelm
Der deutsche Modemacher Bernhard Willhelm ist für seine ausgefallene Mode und vor allem für seine unkonventionellen Präsentationen bekannt.
2004 machte er die Kostümausstattung und eine gleichnamige Kollektion für den Film "Ghost´s, man erkennt schon damals seinen starken Hang zum Humor. Die Geister wirken gar nicht Furcht erregend sondern eher freundlich und symphatisch.
Bernhard Willhelm bricht Klischees. Modestile, Farben und Materialien werden neu gemixt. Aber auch überspitzte Darstellungen unserer Gesellschaft werden von ihm thematisiert: Superhelden, Soldaten, Rockstars Sportler etc. werden wie ein Konsumgut gehypt. Bernhard Willhelm inszeniert diese Stereotypen und stark vorbelasteten Symbole neu - immer mit einer Prise Humor.
Auch politische Themen greift er auf, wie zum Bsp. seine Toten-Make-Ups zum Start des Irak-Krieges, die Ölkrise, den Subprime-Markt, die schlechten Nachrichten im Fernsehen – all das setzt er in Mode um.
Willhelm liebt das Außergewöhnliche: So hat er für eine Modenschau einst die Models nur wenige Stunden zuvor an der Pariser Metrostation Barbès eingesammelt.
Die Winterkollektion 2010 wurde auch mittels einer Installation anstelle einer Laufstegshow präsentiert (siehe:http://vimeo.com/9958273)
http://bernhard-willhelm.com/
Gothik Kultur - eine demonstrative Distanzierung zur Gesellschaft
Die Gothic-Szene gilt als ästhetisch orientierte Subkultur, deren Mitglieder als friedlich, aber auch als unnahbar, elitär oder wirklichkeitsfremd wahrgenommen werden. Sie ist eine retrospektive Kultur mit einer enormen Bandbreite an modischen Formen.[24] Die Durchschnittsbevölkerung wird von Teilen der Gothic-Kultur negativ kritisiert, etwa als konservativ, konsumorientiert, intolerant, egoistisch und vom Gesetz der sozialen Bewährtheit geleitet.[2] Aus der Ablehnung dieser Eigenschaften resultiert eine demonstrative Distanzierung zur Gesellschaft. Eine charakteristische Lebenseinstellung, die alle Angehörigen der Gothic-Kultur miteinander teilen, gibt es nicht. Zwar werden philosophische, religiöse sowie politische Fragen unter Goths thematisiert,[25] allerdings nicht einheitlich beantwortet.
Als ein besonderes Merkmal wird häufig die Friedfertigkeit der Szene hervorgehoben. Diese ist jedoch überwiegend auf eine selbstbezogene, passive und teils resignative Grundhaltung zurückzuführen.[27] Die Gothic-Kultur ist keine politisierte Bewegung. Sie verfolgt weder Ziele noch folgt sie einer gemeinsamen Ideologie.
http://de.wikipedia.org/wiki/Gothic_(Kultur
)
Klaus Nomi
Klaus Nomi verband 60er-Jahre-Pop mit Opernelementen, Discomusik und Synthesizerklängen. Äußerlich verkörperte er seinen Stil mit einer futuristisch anmutenden Ästhetik. Er schminkte sein Gesicht weiß, toupierte seine Haare in drei Richtungen und bewegte sich wie ein Roboter. Der in Bayern geborene Klaus Sperber hatte wegen seiner hohen Stimme (Mezzosopran) als Opernsänger keine Zukunft. Stattdessen ging er nach New York, wo er sich als Bäcker durchschlug und die Kunstfigur Klaus Nomi schuf (der Name ist ein Anagramm des SF-Magazins Omni). Opernfieber, Rockklänge, Maskentheater kombinierte er zu seinen exzentrischen Auftritten. Entdeckt und aus den Kellerbühnen herausgefischt hat ihn David Bowie.
Klaus Nomis (1944 geb. bürg. als Klaus Sperber - †1983) typisches Markenzeichen war sein weiß geschminktes Gesicht (Kabuki-Maske) mit blauschwarzen Lippen und schwarzen diabolisch frisierten Haar. Dazu trug er auf der Bühne eine Art überproportionales Pagengewand aus schwarzem und weißen Porzelan, das aus zwei ineinaderlaufenden Dreiecks-Strukturen und einer überdimensionalen schwarzen Fliege bestand.
"Er sieht aus wie nicht von dieser Erde und hört sich noch seltsamer an" - schrieb einst der New Musical Express und warnte: "Von der Musik geht eine seltsame, furchterregende Faszination aus. Mit äußerster Vorsicht zu erforschen."
Zitat Klaus Nomi: "Am meisten fasziniert mich die Zukunftsversion unserer Gesellschaft, ob Kunst, Mode oder Architektur. Ich liebe es mir vorzustellen, auf verschiedene Planeten auszuwandern. Ich würde gerne in eine andere Galaxis reisen und mit meiner Band dord ein Konzert geben"
Apr 07, 2010
Das Reformkleid

Ende des 19. Jahrhunderts begann in Europa (England, Skandinavien, Deutschland) eine Reformbewegung, die sich gegen die damalige extreme Modellierung des weiblichen Körpers durch Korsett, Stützröcke und Polster wandte. Aus medizinischer Sicht wurde argumentiert, dass das Korsett die inneren Organe einenge und dadurch die Gebärfähigkeit der Trägerin beieinträchtige, und aus ästhetischen Gründen wurde die optische Unterteilung des weiblichen Körpers in mehrere Teile moniert. Es wurde gefordert, die Kleidung der Frau solle eine „Ganzheitlichkeit“ widerspiegeln. Aus emanzipatorischer Sicht solle ein Kleid praktisch sein und Mobilität erlauben. In gebildeten bürgerlichen Kreisen (Beamte, neue Angestellte, geistig und künstlerische Berufe) wurde das „Reformkleid“ propagiert. Es war aus leichtem Stoff und locker fallend und zeigte im Vergleich zur taillenbetonten Kleidung eine ganz neue Silhouette (Ellwanger 2002). Das Reformkleid ist Ausdruck gesellschaftlicher und politischer Strömungen. Die kritischen Zeichnungen der Zeit zeigen, dass Kleidung als Bestandteil gesellschaftlicher Entwicklungen öffentlich und kontrovers diskutiert wurde. Heute ist für uns die Symbolsprache des Reformkleides nicht mehr ohne weiteres erkennbar, wir brauchen ergänzende Informationen über den Zeitgeist um 1900, um die mit dem Kleid kommunizierten Inhalte zu verstehen.
Vgl: (http://www.journal-ethnologie.de/Deutsch/Schwerpunktthemen/Schwerpunktthemen_2006/Hautzeichen_-_Koerperbilder/Kleidung_und_Koerper_international:_Ein_Perspektivenwechsel/index.phtml)
Apr 05, 2010
Avaaz.org
Avaaz ist eine neue globale Internetbewegung, die mit demokratischen Mitteln für eine gerechtere Welt kämpft.
Weltweit wünschen sich Menschen an sich grundsätzliche Verbesserungen: den Schutz der Umwelt, die Achtung von Menschenrechten und die Bekämpfung von Armut, Korruption und Krieg. Gleichsam bedeutet Globalisierung ein enormes demokratisches Defizit, da Entscheide auf internationaler Ebene von wenigen politischen Eliten und unverantwortlichen Unternehmen getroffen werden und zumeist nicht den Meinungen und Wertvorstellung der Weltbevölkerung entsprechen.
Dem technologischen Fortschritt durch das Internet ist es zu verdanken, dass sich Menschen weltweit einfach und schnell vernetzen können. Eine neue Form der Internetbasierenden Mobilisierung gibt Bürgern eine Stimme und verändert die politische Landschaft in Australien, den Philippinen und in den Vereinigten Staaten von Amerika. Avaaz nutzt diese neue Form grenzüberschreitender Kommunikation, um Millionen Menschen rund um den Globus eine Stimme zu verleihen, um dadurch Entscheidungsprozesse auf internationaler Ebene zu beeinflussen.
Auf diesem Weg wurde Avaaz schnell eine breitgefächerte Gemeinschaft von Menschen unterschiedlichster Nationen, Kulturen, Herkunft und Altersgruppen.
Der Kern der Funktionsweise ist die in 13 Sprachen verfügbare Email-Liste. Nachdem man sich in die Liste eingeschrieben hat, erhält man automatisch Benachrichtigungen über aktuelle weltpolitische Ereignisse und die Möglichkeit konkret etwas zu verändern. Dadurch ist es dem Avaaz-Netzwerk in kürzester Zeit möglich, durch Unterschriftensammlungen oder über Botschaften an politische Entscheidungsträger Druck zu erzeugen, um den Standpunkt einer Vielzahl von Menschen deutlich zu machen. In wenigen Stunden werden Tausende von Nachrichten an politische Entscheidungsträger gesendet, um sie beispielsweise aufzufordern wichtige Klimaverhandlungen zu retten. Unterschriftensammlungen erlaubten es in kürzester Zeit starke Solidaritätsbotschaften zu senden und Spendenaktionen unterstützen diverse Gruppen mit mehreren Hunderttausend Euros, Dollars und Yen.
http://www.avaaz.org
Ya Basta
- Zapatismus, Ya Basta und die Tute Bianches -
Ya Basta ist nicht gleich Tute Bianches. Tute Bianches ist
hauptsächlich
eine Aktionsform und ein Selbstverständnis. In ihr erkennen
sich verschiedene Menschen, Gruppierungen und politische
Strömungen;
und prägen somit die Gestaltung der Form.
Ya Basta ist ein Netzwerk von Gruppen, die sich mit dem Aufstand
der Zapatistas in mehreren Städten Italiens gebildet haben
und eine der politischen Strömungen die zur Kristallisierung
der Tute Bianches beigetragen haben: "Die Zapatistas haben
einen wichtigen Beitrag geleistet, mit ihren Ideen Politik zu
machen,
ohne um die Macht zu kämpfen. Wir versuchen diese Botschaft
zu übersetzen und unsere eigene Ausdrucksform zu finden."
Inspiriert wurden die AktivistInnen, als sie selbst bis in den
chiapanekischen
Dschungel Südmexikos anläßlich eines interkontinentalen
Encuentros gereist sind. "Am Anfang haben wir vorhergehende
Formen der Direkten Aktion diskutiert, der Sabotage, der
revolutionären
Gewalt usw. Wir haben daraus geschlossen, dass unter den
aktuellen
Bedingungen der Zivilgesellschaft, der Gebrauch unserer Körper
als Waffe die Kräfte derjenigen Menschen freisetzen könnte,
die zu den alten Formen und Schemen nicht geantwortet haben. Es
ist eine kreative Form die andere Seite in ein Problem mit
einzubeziehen.
Mit gewaltfreien Mittel der Direkten Aktion, bleibt die Sprache
der Gewalt auf die Seite der Polizei und des Staates. Klassische
Demonstrationen beeindrucken sie nicht mehr, jetzt sind wir als
BürgerInnen ungehorsam, sie schlagen zurück, aber wir
verteidigen uns. Das zieht die Aufmerksamkeit der Menschen und
gibt
unserem Protest Echo".
Diese konfrontative Haltung macht Sinn: das tiefverwurzelte
(Selbst)bild
des Staates als Institution, die die Interessen aller vereint,
ist
im neoliberalen Zeitalter stark am bröckeln, in Italien auf
jeden Fall früher als in der BRD.
Ein offen in Erscheinung tretender Interessengegensatz zwischen
legitimen Bedürfnissen von BürgerInnen und staatlichen
Maßnahmen sind eine gute Voraussetzung für emanzipative
Prozesse, weg von der Forderung an den Staat, sozial abfedernd zu
agieren oder ökonomisch steuernd zu intervenieren mit dem
Anspruch,
einen Wohlstand für alle zu sichern. "Unser Beitrag ist
eine radikale Form der Konfrontation, die über die klassischen
Formen der Demonstration hinaus geht und die Möglichkeit einer
Massenbeteiligung mit sichereren Methoden ermöglicht. Junge
Leute sehen, daß der Einsatz ihres vor der Polizei geschützten
Körpers klare Wirkungen hat. Die Bewegung wächst. Wir
sind nicht eine politische Gruppe, es handelt sich um eine
horizontale
Bewegung, in der jede Person auf ihre besondere Weise zur Debatte
und Organisation beiträgt. Alles ist untereinander verstrickt,
es gibt Leute allen Alters. Alte Modelle von Avantgarden und
Anführer
sind vorbei."
In einem Flugblatt schreiben sie: "Wir haben uns eine neue
Herausforderung gesetzt: aus dem Boden zu sprießen, um uns
auf diese Weise in den Aufbau der Gesellschaft einzubringen, um
die Selbstverwaltung und Selbstorganisation zu fördern, die
in den letzten Jahren aufgebaut wurde. Wir wollen uns vom
Widerstand
in eine Offensive bewegen, hin in die Arena der Träume, der
Rechte, der Freiheit, für die Eroberung der Zukunft, die heute
den neuen Generationen verweigert wird".
Wie die Zapatistas erkennt Ya Basta, dass die Befreiungsprozesse
notwendigerweise kontinuierlich in Frage gestellt und neu
definiert
werden müssen . "Wir gehen mit Fragen auf unseren Lippen",
sagen sie, " nicht mit Befreiungsstrategien, die als absolute
Wahrheit festgelegt werden. Diese Tabus, die die Bewegungen der
Vergangenheit charakterisiert haben, müssen hinter uns gelassen
werden".
- Die Rolle der Kommunikation: Die Unsichtbaren sichtbar
machen
-
Die weißen Overalls werden als Symbol der Unsichtbarkeit
getragen,
als Idee der 'nicht-Identität' (siehe 'sans papiers'). Die
Aktionsform hat eine stark symbolische Wirkung und kommunikative
Stärke. Für sie entspricht der Aufbau einer Gesellschaft
der Praxis einer sicheren Identität, aber mit offenen
Beziehungen.
Sie versuchen viele anzusprechen und in den Konflikt mit
einzubeziehen,
dazu wollen sie "Kommunikationsräume erobern". Organisation
und 'Centri Soziale' Organisisiert sind die AktivistInnen zum
größten
Teil in ihren 'sozialen Zentren', besetzte und selbstverwaltete
Häuser oder Gelände, die in vielen Städten zu finden
sind.
Wie schon erwähnt, findet mensch hier Leute, die sich zu Ya
Basta zählen oder nur zum sozialen Zentrum oder beides. Auf
der Straße sind aber alle unter 'Tute Bianches' zu finden.
Der wohl größte und beeindruckendste Centro Soziale ist
der Leoncavallo in Mailand, der eine lange Widerstandsgeschichte
hat. Das Gelände ist enorm: mehrere Räume, Cafés,
Bühnen, eine Kantine, ein Buchladen, Büro- und Plenumsräume,
ein Konzertraum in dem Konzerte für 5000 Leute veranstaltet
werden können und noch viel mehr. Alles selbstverwaltet.
Auffällig ist, das mensch nicht nur junge Leute sieht, sondern
alle Generationen. Eine Kontinuität in der Widerstandsgeschichte
ist spürbar. Eine ältere Frau, die hier als 'la madre'
vorgestellt wird, erzählt Geschichten: unter anderem, wie sie
in Argentinien war und die 'madres de la plaza de mayo 'getroffen
hat. Sie sagt, daß über 1000 Gerichtsverfahren gegen
ca. 200 Leute aus dem Centro Soziale am laufen sind, dass sich
aber
alle kollektiv den Ermittlungen entgegenstellen. "Wir machen
weiter", sagt sie mit einem strahlenden Lächeln, während
sie die Kippenfilter von einer Veranstaltung wegfegt. Sie scheint
jede und jeden im Haus zu kennen.
Die Centri Soziale sind alle untereinander vernetzt und
mobilisieren
oft gemeinsam, wie z.B. nach Prag. In jedem Centro Soziale
bestehen
kleine Bezugsgruppen, die bestimmte Rollen in der Aktion der Tute
Biaches üben und sich Gedanken zur Schutzkleidung machen.
aus: http://www.sterneck.net/politik/tute-bianche-widerstand/index.php, 05.04.2010
Siehe auch: Eintrag "Tute Bianche" auf diesem Blog.