Gift in der Lagune
Bis ins 20. Jahrhundert war Abwasser kein großes Problem in Venedig: das schmutzige Wasser wurde in die Lagune geleitet, von wo aus es ins Meer strömte. Die Selbstreinigungskraft des Wassers ermöglichte den Abbau der Verschmutzung auf natürlichem Weg. Die industrielle Entwicklung, die vor allem nach dem zweiten Weltkrieg schnell vor sich ging, schädigte das Ökosystem und stellt die Stadt heute vor große Probleme. Die chemische und die erdölverarbeitende Industrie belasten mit ihren Abwässern die Lagune von Venedig. Der Hafen von Venedig wird jährlich von mehr als 5000 Schiffen angelaufen, davon sind gut 20% Öltanker. Die Auswirkungen eines Tankerunfalls wären fatal.
Untersuchungen des Abwassers zeigten, dass sich im Wasser der Lagune viele Schwermetalle wie Blei, Kupfer und Quecksilber befinden. Die Folgen sind Fischsterben aufgrund fehlenden Sauerstoffs, übermäßige Algenproduktion und ein allgemein schlechter Zustand der Lagune. Nach Schätzungen von Experten würde eine Reinigung der Lagune 50 Jahre in Anspruch nehmen. Wirksame Umweltschutzauflagen, Konzepte für eine giftfreie Landwirtschaft und die Verlagerung des Tankerverkehrs könnten helfen, Venedig langfristig vor einer ökologischen Katastrophe zu bewahren.
Quellen:
Piero Bevilacqua, Venedig und das Wasser. 1995